Harmonisieren von Melodien Gitarre
Harmonisieren von Melodien
Das Harmonisieren von Melodien ist ein wesentlicher Bestandteil der Musiktheorie und -praxis. Es beschreibt den Prozess, bei dem zu einer gegebenen Melodie passende Harmonien (Akkorde) gefunden und hinzugefügt werden. Dieser Prozess ist zentral für die Erstellung von musikalischen Arrangements und Kompositionen in einer Vielzahl von Musikgenres.
Inhalt
Grundlagen der Harmonie
Harmonie bezeichnet das Zusammenklingen von Tönen, typischerweise in Form von Akkorden, die eine Melodie begleiten und unterstützen. Ein Akkord besteht aus mindestens drei Tönen, die gleichzeitig gespielt werden und in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Die einfachste Form eines Akkords ist der Dreiklang, der aus Grundton, Terz und Quinte besteht. Diese Töne können entweder gleichzeitig oder arpeggiert (nacheinander) gespielt werden.
Diatonische Harmonisierung
Eine grundlegende Methode der Harmonisierung basiert auf der diatonischen Harmonie, die sich auf die Töne einer bestimmten Tonart beschränkt. Die meisten westlichen Melodien sind in einer Tonart geschrieben, die eine spezifische Skala verwendet, wie die Dur- oder Moll-Tonleiter. In einer diatonischen Harmonisierung werden Akkorde verwendet, die ausschließlich aus den Tönen dieser Tonleiter bestehen.
Stufenakkorde
Die Tonleiter kann in verschiedene Stufen unterteilt werden, wobei jeder Stufe ein Akkord zugeordnet wird. In einer C-Dur-Tonleiter sind die Stufenakkorde wie folgt: Stufe (C): C-Dur (C-E-G), Stufe (D): D-Moll (D-F-A), Stufe (E): E-Moll (E-G-H), Stufe (F): F-Dur (F-A-C), Stufe (G): G-Dur (G-H-D), Stufe (A): A-Moll (A-C-E) und Stufe (H): H-vermindert (H-D-F). Diese Akkorde können verwendet werden, um die Melodie zu harmonisieren, indem sie zu den entsprechenden Melodietönen passen.
Funktionale Harmonielehre
Die funktionale Harmonielehre klassifiziert Akkorde nach ihrer harmonischen Funktion innerhalb einer Tonart. Es gibt drei Hauptfunktionen: Tonika (T): Dies ist der Ruhepunkt oder die Ausgangstonart. In C-Dur ist dies der C-Dur-Akkord. Dominante (D): Diese Funktion erzeugt Spannung und verlangt nach Auflösung zur Tonika. In C-Dur ist dies der G-Dur-Akkord. Subdominante (S): Diese Funktion liegt zwischen Tonika und Dominante und bewegt die Harmonie weg von der Tonika. In C-Dur ist dies der F-Dur-Akkord. Durch die Kombination dieser Funktionen kann eine harmonische Progression entstehen, die die Melodie unterstützt und strukturiert.
Erweiterte Harmonisierungstechniken
Neben der diatonischen Harmonisierung gibt es erweiterte Techniken, die zusätzliche Farben und Komplexität zur Melodie hinzufügen können.
Sekundärdominanten
Eine Sekundärdominante ist ein Dominantseptakkord, der nicht zur Haupttonart gehört, sondern zu einem der diatonischen Akkorde. Zum Beispiel könnte in C-Dur der Akkord D7 (Dominante zu G) verwendet werden, um eine Bewegung zum G-Dur-Akkord zu verstärken.
Modulation
Modulation bezeichnet den Wechsel von einer Tonart in eine andere innerhalb eines Stücks. Dies kann verwendet werden, um Abwechslung zu schaffen oder eine bestimmte Emotion zu betonen. Eine häufige Technik ist die Verwendung einer Dominantseptakkordprogression, um sanft in die neue Tonart zu wechseln.
Alterierte Akkorde
Alterierte Akkorde enthalten Töne, die nicht in der ursprünglichen Tonart vorkommen. Diese Akkorde können verwendet werden, um Spannung und Farbigkeit zu erzeugen. Zum Beispiel könnte ein C7(♯9) Akkord (C-E-G-B♭-D♯) verwendet werden, um einen besonders bluesigen oder jazzigen Klang zu erzeugen.
Praktische Anwendung: Ein Beispiel
Nehmen wir an, wir haben eine einfache Melodie in C-Dur, die aus den Tönen C, D, E und G besteht. Um diese Melodie zu harmonisieren, könnten wir folgende Akkorde verwenden: Für den Ton C: C-Dur (C-E-G), für den Ton D: D-Moll (D-F-A) oder G-Dur (G-H-D), für den Ton E: E-Moll (E-G-H) oder C-Dur (C-E-G) und für den Ton G: G-Dur (G-H-D) oder C-Dur (C-E-G). Eine mögliche Harmonisierung könnte also folgendermaßen aussehen: C (Melodie) mit C-Dur (Akkord), D (Melodie) mit G-Dur (Akkord), E (Melodie) mit C-Dur (Akkord) und G (Melodie) mit G-Dur (Akkord).
Stilistische Unterschiede
Verschiedene Musikstile haben unterschiedliche Ansätze und Vorlieben für die Harmonisierung von Melodien.
- Klassische Musik: In der klassischen Musik wird oft eine strenge Beachtung der funktionalen Harmonielehre und der Stimmführung gewahrt. Akkorde werden so gewählt, dass sie logische Progressionen bilden und jeder Stimme (Sopran, Alt, Tenor, Bass) eine singbare Linie geben.
- Jazz: Im Jazz wird die Harmonisierung oft durch komplexe Akkorde und erweiterte Harmonieregeln bereichert. Musiker verwenden häufig Akkorderweiterungen (wie 9, 11 und 13), alterierte Akkorde und modale Interchange-Techniken, um reiche und unerwartete Harmonien zu schaffen.
- Pop und Rock: In Pop- und Rockmusik sind die Harmonien oft einfacher und direkter. Häufig verwendete Akkordprogressionen wie I-V-vi-IV (z.B. C-G-Am-F in C-Dur) sind weitverbreitet. Diese Progressionen bieten eine eingängige und leicht nachvollziehbare harmonische Basis.
Fazit: Harmonisieren von Melodien
Das Harmonisieren von Melodien ist eine Kunst, die sowohl technisches Wissen als auch kreatives Denken erfordert. Durch das Verständnis von Tonarten, Akkorden und deren Funktionen sowie durch die Anwendung verschiedener Harmonisierungstechniken können Musiker Melodien auf vielfältige und faszinierende Weise begleiten und unterstützen. Ob in der klassischen Musik, im Jazz, in der Popmusik oder in anderen Genres – die Kunst des Harmonisierens ist ein Schlüssel zur Schaffung ausdrucksstarker und harmonisch reichhaltiger Musik.
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