Akkordtheorie Gitarre
Akkordtheorie
Akkordtheorie ist ein wesentlicher Bestandteil der Musiktheorie und befasst sich mit dem Studium und der Anwendung von Akkorden, die aus zwei oder mehr Tönen bestehen, die gleichzeitig gespielt werden. In der Welt der Gitarre ermöglicht die Akkordtheorie Musikern, harmonische Strukturen zu verstehen, Akkorde zu konstruieren und diese in verschiedenen musikalischen Kontexten zu nutzen.
Inhalt
Grundlagen der Akkordtheorie
Intervalle
Die Basis jedes Akkords sind Intervalle, also der Abstand zwischen zwei Tönen. Intervalle werden durch die Anzahl der Halbtonschritte zwischen den Tönen bestimmt und tragen spezifische Namen wie Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime und Oktave.
Dreiklänge
Ein Dreiklang ist der grundlegendste Akkord und besteht aus drei Tönen: dem Grundton, der Terz und der Quinte. Die häufigsten Dreiklänge sind:
- Dur-Dreiklang (C-E-G): Besteht aus einer großen Terz und einer reinen Quinte.
- Moll-Dreiklang (A-C-E): Besteht aus einer kleinen Terz und einer reinen Quinte.
- Verminderter Dreiklang (B-D-F): Besteht aus einer kleinen Terz und einer verminderten Quinte.
- Übermäßiger Dreiklang (C-E-G#): Besteht aus einer großen Terz und einer übermäßigen Quinte.
Vierklänge
Vierklänge erweitern die Dreiklänge um eine weitere Note, typischerweise die Septime. Die gängigsten Vierklänge sind:
- Dominantseptakkord (G7, G-B-D-F): Dur-Dreiklang mit einer kleinen Septime.
- Großterzseptakkord (Cmaj7, C-E-G-B): Dur-Dreiklang mit einer großen Septime.
- Mollseptakkord (Am7, A-C-E-G): Moll-Dreiklang mit einer kleinen Septime.
- Moll-Großterzseptakkord (AmMaj7, A-C-E-G#): Moll-Dreiklang mit einer großen Septime.
Akkorderweiterungen
Neben den Dreiklängen und Vierklängen gibt es Akkorde, die durch Hinzufügen weiterer Töne erweitert werden. Diese Erweiterungen umfassen die None (9), die Undezime (11) und die Tredezime (13). Diese Akkorde sind besonders in Jazz und moderner Musik beliebt.
Umkehrungen und Voicings
- Umkehrungen: Ein Akkord kann in verschiedenen Umkehrungen gespielt werden, indem der Grundton oder andere Töne des Akkords in eine höhere oder tiefere Oktave verschoben werden. Dies führt zu erster (z.B. E-G-C) und zweiter Umkehrung (z.B. G-C-E) des Dreiklangs C-Dur.
- Voicings: Voicing bezieht sich auf die spezifische Art und Weise, wie die Töne eines Akkords verteilt und auf dem Griffbrett positioniert werden. Unterschiedliche Voicings können den Klang eines Akkords erheblich beeinflussen.
Funktionsharmonik und Stufentheorie
Die Funktionsharmonik analysiert Akkorde basierend auf ihrer Funktion innerhalb einer Tonart. Die drei Hauptfunktionen sind:
- T (Tonika): Die Grundfunktion, die Stabilität und Ruhe vermittelt.
- S (Subdominante): Leitet typischerweise zur Dominante.
- D (Dominante): Führt zurück zur Tonika und schafft Spannung.
Die Stufentheorie betrachtet Akkorde als Stufen innerhalb einer Tonleiter. Zum Beispiel in C-Dur:
- I (C-Dur): Tonika
- ii (d-Moll): Subdominantparallele
- iii (e-Moll): Dominantparallele
- IV (F-Dur): Subdominante
- V (G-Dur): Dominante
- vi (a-Moll): Tonikaparallele
- vii° (b-dim): Verminderter Akkord (Leittonakkord)
Anwendung der Akkordtheorie auf der Gitarre
Die Gitarre bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Akkorde zu spielen und zu variieren. Hier einige praktische Anwendungen:
Barré-Akkorde
Barré-Akkorde sind Akkorde, bei denen ein Finger mehrere Saiten gleichzeitig greift, um die Beweglichkeit und Transponierbarkeit zu erhöhen. Ein Beispiel ist der F-Dur-Barré-Akkord (133211), der leicht verschoben werden kann, um andere Dur-Akkorde zu spielen.
Powerchords
Powerchords bestehen aus nur zwei Tönen: dem Grundton und der Quinte. Sie werden oft in Rock- und Metal-Musik verwendet, da sie einen kraftvollen und klaren Klang erzeugen. Ein Beispiel ist der G5-Akkord (355xxx).
Drop-Tuning-Akkorde
Drop-Tuning, insbesondere Drop-D (DADGBE), ermöglicht das einfache Spielen von Powerchords und neuen Voicings. Akkorde müssen oft neu gelernt oder angepasst werden, um die neuen Klänge und Möglichkeiten des Tunings zu nutzen.
Fortgeschrittene Techniken
Modale Interchange
Dies bezeichnet das Ausleihen von Akkorden aus parallelen Tonarten, um den harmonischen Reichtum zu erweitern. Zum Beispiel kann in C-Dur der Akkord Eb-Dur (bIII aus C-Moll) verwendet werden, um neue Farben hinzuzufügen.
Polychords und Polytonalität
Polychords bestehen aus zwei verschiedenen Akkorden, die übereinander gelegt werden. Ein Beispiel ist C/D (C-Dur-Akkord über einem D-Dur-Bass). Polytonalität geht noch weiter, indem zwei unterschiedliche Tonarten gleichzeitig verwendet werden.
Fazit: Akkordtheorie
Die Akkordtheorie ist ein komplexes und reichhaltiges Feld, das Gitarristen unzählige Möglichkeiten bietet, ihre Musik zu gestalten und zu bereichern. Durch das Verständnis und die Anwendung der verschiedenen Konzepte, von den Grundlagen der Intervalle bis zu fortgeschrittenen Techniken wie modale Interchange und Polytonalität, können Gitarristen ihre musikalische Ausdruckskraft erheblich erweitern.
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