Tempobezeichnungen in der Musik
Tempobezeichnungen in der Musik
Tempobezeichnungen sind Anweisungen, die das Tempo oder die Geschwindigkeit eines Musikstücks festlegen. Diese Bezeichnungen sind in der Regel in Italienisch geschrieben, da die italienischen Komponisten des Barock und der Renaissance diese Praxis etablierten.
Inhalt
Tempobezeichnungen in der Musik
Langsame Tempi
Largo:
Largo bedeutet „sehr langsam und breit“. Diese Tempobezeichnung erzeugt eine majestätische, schwere Atmosphäre und wird oft in Musikstücken verwendet, die eine tiefe emotionale Wirkung erzielen sollen. Largo ist eines der langsamsten Tempi und gibt den Interpreten viel Raum für Ausdruck und Nuancen. Ein bekanntes Beispiel für Largo ist die „Largo“-Arie aus Georg Friedrich Händels Oper Xerxes.
Lento:
Lento bedeutet „langsam“. Es ist etwas schneller als Largo, aber immer noch in einem gemächlichen Tempo. Lento wird oft in ruhigen, melancholischen oder reflektierenden Passagen verwendet. Es erlaubt den Musikern, eine intensive emotionale Tiefe zu erreichen, ohne die Dramatik eines sehr langsamen Tempos wie Largo.
Grave:
Grave bedeutet „sehr langsam und ernst“. Diese Bezeichnung impliziert nicht nur ein langsames Tempo, sondern auch eine feierliche, gravitätische Stimmung. Grave ist oft in Trauermusiken oder anderen ernsten, würdevollen Kontexten zu finden. Ein Beispiel hierfür ist der erste Satz von Beethovens „Pathétique“-Sonate.
Adagio:
Adagio bedeutet „langsam und gemächlich“ und wird oft mit einem Ausdruck von Ruhe und Frieden verbunden. Adagio ist langsamer als Andante, aber schneller als Largo oder Lento. Diese Tempobezeichnung wird häufig in langsamen Sätzen von Sonaten und Sinfonien verwendet, um eine entspannte, beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Ein berühmtes Beispiel ist das „Adagio“ aus Tomaso Albinonis Adagio in g-Moll.
Mittlere Tempi
Andante:
Andante bedeutet „mäßig langsam, im gehenden Tempo“. Es wird oft als „spazierengehend“ beschrieben, was auf ein Tempo hinweist, das weder zu schnell noch zu langsam ist. Andante vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und Bewegung und wird oft in Übergangspassagen oder in Sätzen verwendet, die eine moderate Stimmung erfordern.
Andantino:
Andantino ist etwas schneller als Andante. Diese Bezeichnung kann jedoch je nach Kontext variieren, da sie historisch auch als etwas langsamer interpretiert wurde. Andantino vermittelt eine etwas lebendigere Bewegung als Andante, bleibt aber im mittleren Tempospektrum.
Moderato:
Moderato bedeutet „mäßig schnell“. Es ist ein moderates Tempo, das häufig verwendet wird, um ein ausgeglichenes, neutrales Gefühl zu erzeugen. Moderato ist weder besonders schnell noch langsam und eignet sich gut für Sätze, die einen gleichmäßigen, fließenden Charakter haben sollen.
Allegretto:
Allegretto ist mäßig schnell, aber weniger schnell als Allegro. Diese Tempobezeichnung vermittelt eine leichte, fröhliche Stimmung und wird oft in Sätzen verwendet, die lebhaft, aber nicht übermäßig schnell sein sollen. Allegretto ist etwas schneller als Moderato, bleibt aber im gemäßigten Bereich.
Schnelle Tempi
Allegro:
Allegro bedeutet „schnell und lebhaft“. Es ist eine der häufigsten Tempobezeichnungen und wird in Sätzen verwendet, die Energie, Freude und Lebhaftigkeit vermitteln sollen. Allegro ist schneller als Allegretto und wird oft in schnellen Sätzen von Sonaten, Sinfonien und Konzerten verwendet.
Vivace:
Vivace bedeutet „lebhaft und schnell“. Diese Bezeichnung ist schneller als Allegro und vermittelt eine sprudelnde, energetische Atmosphäre. Vivace wird oft in fröhlichen, bewegten Passagen verwendet, um die Musik lebendig und dynamisch zu gestalten.
Presto:
Presto bedeutet „sehr schnell“. Es ist ein extrem schnelles Tempo, das oft in virtuosen Passagen verwendet wird, um technische Brillanz und aufregende Höhepunkte zu erzeugen. Presto erfordert vom Interpreten eine hohe technische Fertigkeit und Präzision.
Prestissimo:
Prestissimo bedeutet „so schnell wie möglich“. Diese Bezeichnung geht über Presto hinaus und fordert das höchste Tempo, das ein Musiker erreichen kann. Prestissimo wird in extrem schnellen, virtuosen Passagen verwendet, um ein Gefühl von atemloser Geschwindigkeit und Dramatik zu erzeugen.
Variationen und zusätzliche Anweisungen
Accelerando:
Accelerando bedeutet „allmähliche Beschleunigung des Tempos“. Diese Anweisung wird verwendet, um das Tempo nach und nach zu erhöhen und so Spannung und Dramatik zu erzeugen.
Ritardando (rit.):
Ritardando bedeutet „allmähliche Verlangsamung des Tempos“. Es wird verwendet, um das Tempo nach und nach zu reduzieren und oft am Ende eines Satzes oder vor einer Pause angewendet, um eine sanfte Verlangsamung zu erreichen.
Rallentando (rall.):
Rallentando ist ähnlich wie Ritardando und bedeutet ebenfalls „allmähliche Verlangsamung“. Der Unterschied liegt oft im Grad und Kontext der Verlangsamung, wobei Rallentando eine stärker ausgeprägte Verzögerung andeuten kann.
A tempo:
A tempo bedeutet „Rückkehr zum ursprünglichen Tempo nach einer Änderung“. Diese Anweisung wird nach einer Passage mit veränderter Geschwindigkeit verwendet, um zur vorherigen Tempoangabe zurückzukehren.
Rubato:
Rubato bedeutet „Schwankungen im Tempo für expressiven Effekt“. Diese Anweisung erlaubt dem Interpreten, das Tempo flexibel zu gestalten, um emotionale Nuancen und Ausdruckskraft zu betonen, ohne feste Tempoangabe.
Tempo primo:
Tempo primo bedeutet „Rückkehr zum ersten Tempo des Stückes“. Diese Anweisung wird verwendet, um nach einer Tempoänderung zum ursprünglichen Tempo des Stücks zurückzukehren.
L’istesso tempo:
L’istesso tempo bedeutet „das gleiche Tempo, trotz einer Änderung in Takt oder Rhythmus“. Diese Anweisung stellt sicher, dass das Tempo konstant bleibt, auch wenn der Takt oder die rhythmische Struktur sich ändert.
Beschreibende Tempi
Animato:
Animato bedeutet „belebt“. Diese Anweisung weist darauf hin, dass das Stück mit einem lebhaften, energetischen Charakter gespielt werden soll.
Con moto:
Con moto bedeutet „mit Bewegung“. Diese Anweisung impliziert ein lebhaftes, fließendes Tempo, das Bewegung und Energie vermittelt.
Maestoso:
Maestoso bedeutet „majestätisch“. Diese Anweisung erfordert ein langsames bis mäßiges Tempo, das eine feierliche, erhabene Stimmung erzeugt.
Pesante:
Pesante bedeutet „schwer, wuchtig“. Diese Anweisung wird verwendet, um einen kraftvollen, gewichtigen Klang zu erzeugen, oft in langsamen bis mäßigen Tempi.
Poco a poco:
Poco a poco bedeutet „nach und nach“. Diese Anweisung wird meist in Verbindung mit anderen Anweisungen wie accelerando oder rallentando verwendet, um eine schrittweise Änderung des Tempos anzuzeigen.
Molto:
Molto bedeutet „sehr“. Es wird verwendet, um eine Anweisung zu verstärken, wie in „molto allegro“ (sehr schnell).
Assai:
Assai bedeutet „sehr“. Es hat eine ähnliche Funktion wie „molto“, wie in „allegro assai“ (sehr schnell).
Non troppo:
Non troppo bedeutet „nicht zu viel“. Es wird verwendet, um eine Anweisung zu mäßigen, wie in „allegro non troppo“ (nicht zu schnell).
Sostenuto:
Sostenuto bedeutet „gehalten, getragen“. Diese Anweisung weist darauf hin, dass die Noten voll und lang ausgespielt werden sollen, oft in einem langsameren Tempo.
Leggiero:
Leggiero bedeutet „leicht und zart“. Diese Anweisung erfordert ein leichtes, luftiges Spiel, oft in schnelleren Passagen.
Grazioso:
Grazioso bedeutet „anmutig“. Diese Anweisung verlangt ein elegantes, geschmeidiges Spiel, oft in mäßigen Tempi.
Fazit: Tempobezeichnungen in der Musik
Die Vielfalt der Tempobezeichnungen in der Musik bietet Komponisten und Interpreten eine breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten. Sie sind ein wesentliches Element der musikalischen Interpretation und ermöglichen es, die Stimmung, den Charakter und die emotionale Tiefe eines Stücks präzise zu gestalten. Indem Musiker diese Anweisungen genau beachten, können sie die Intention des Komponisten respektieren und eine authentische, bewegende Aufführung liefern.
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