Bordunsaiten Gitarre
Bordunsaiten
Bordunsaiten sind ein faszinierendes und oft unterschätztes Konzept in der Welt der Gitarre. Der Begriff „Bordun“ stammt aus dem Altfranzösischen „bourdon“ und bezeichnet einen tiefen, durchgehenden Ton, der oft als musikalische Grundlage oder Begleitung dient. In der Musiktheorie und -praxis bezieht sich der Bordun auf einen oder mehrere Töne, die konstant wiederholt oder gehalten werden, um eine harmonische Basis zu schaffen. Diese Technik findet sich in vielen Kulturen und Musikstilen weltweit wieder. Auf der Gitarre bezieht sich der Begriff „Bordunsaiten“ auf Saiten, die speziell dafür verwendet werden, einen durchgehenden, resonanten Basiston zu liefern. Diese Saiten bleiben oft in einer offenen Stimmung und schwingen frei, während die melodischen und harmonischen Elemente des Stücks auf den anderen Saiten gespielt werden.
Inhalt
- 1 Geschichte und Herkunft
- 2 Techniken und Anwendung
- 3 Klangliche und musikalische Wirkung
- 4 Beispiele und Anwendungen
- 5 Übung und Entwicklung der Bordunsaiten-Technik
- 6 Herausforderungen und häufige Fehler
- 7 Erweiterte Techniken und kreative Anwendungen
- 8 Berühmte Gitarristen und ihre Nutzung von Bordunsaiten
- 9 Fazit: Bordunsaiten
Geschichte und Herkunft
Die Verwendung von Bordunsaiten ist keine neue Erfindung und lässt sich bis zu den frühen Formen von Zupfinstrumenten zurückverfolgen. In der westlichen Musiktradition kann man Borduneffekte bei Instrumenten wie der Drehleier oder dem Dudelsack beobachten. In der indischen Musik ist die Tanpura ein klassisches Beispiel für ein Borduninstrument, das durchgehend einen Bordunton liefert, um das Spiel anderer Instrumente oder Sänger zu begleiten. Auf der Gitarre hat sich die Nutzung von Bordunsaiten insbesondere in der Folk- und Weltmusik verbreitet, aber auch moderne Genres wie Rock, Metal und Jazz nutzen diese Technik, um tiefere und reichhaltigere Klanglandschaften zu erzeugen.
Techniken und Anwendung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bordunsaiten auf der Gitarre zu nutzen. Hier sind einige der gängigsten Techniken:
- Offene Stimmungen (Open Tunings): Eine der einfachsten Methoden, um Borduneffekte zu erzielen, ist die Verwendung offener Stimmungen. Hierbei werden die Saiten so gestimmt, dass sie, wenn sie unfretted gespielt werden, einen Akkord bilden. Ein bekanntes Beispiel ist die offene D-Stimmung (D-A-D-F#-A-D). In dieser Stimmung können die tiefen Saiten als Bordunsaiten verwendet werden, während die Melodie auf den höheren Saiten gespielt wird.
- Drop Tunings: Drop-D (D-A-D-G-B-E) und Drop-C (C-G-C-F-A-D) sind beliebte Stimmungen, bei denen die tiefe E-Saite um einen oder mehrere Ganztonschritte heruntergestimmt wird. Diese tieferen Töne können als Bordun verwendet werden, um den Klang zu erweitern und zu verstärken.
- Pedal Tones: Bei dieser Technik wird eine oder mehrere Saiten als Grundton gespielt, während die anderen Saiten für die Melodie verwendet werden. Ein Beispiel ist das Spielen einer durchgehenden tiefen E-Saite, während auf den höheren Saiten Melodien oder Akkorde gespielt werden.
- Drones in Fingerstyle: Im Fingerstyle-Spiel, insbesondere in der Folk- und Bluesmusik, werden häufig Bordunsaiten verwendet. Hierbei wird eine Saite kontinuierlich als tiefer Basiston angeschlagen, während die anderen Finger die Melodie spielen.
Klangliche und musikalische Wirkung
Der Einsatz von Bordunsaiten kann das Klangspektrum eines Stückes erheblich erweitern. Sie bieten eine konstante tonale Basis, die das harmonische Gerüst der Musik stärkt und ihr Tiefe und Resonanz verleiht. Die Bordunsaiten schaffen eine Art „Klangteppich“, der die Melodie unterstützt und ihr gleichzeitig mehr Fülle verleiht. In der Praxis können Bordunsaiten auch dazu beitragen, einen hypnotischen oder tranceartigen Effekt zu erzeugen, indem sie einen durchgehenden, rhythmischen Puls liefern. Dies ist besonders in der traditionellen und Weltmusik von Bedeutung, wo repetitives Spiel und Borduntöne zentrale Elemente sind.
Beispiele und Anwendungen
- Folk und traditionelle Musik: In vielen traditionellen Musikstilen, wie im amerikanischen Folk oder keltischen Musik, sind Bordunsaiten ein wesentliches Element. Gitarristen wie Doc Watson und John Renbourn haben die Technik des Bordunspiels in ihren Arrangements und Kompositionen häufig eingesetzt.
- Indische Musik: In der indischen klassischen Musik wird der Bordunton oft von der Tanpura erzeugt, aber Gitarristen wie Debashish Bhattacharya haben die Bordun-Technik auch auf die Slide-Gitarre übertragen und damit einzigartige Klanglandschaften geschaffen.
- Rock und Metal: In moderner Rock- und Metal-Musik wird die Technik des Bordunsaitenspiels häufig genutzt, um einen schweren, dröhnenden Klang zu erzeugen. Bands wie Led Zeppelin und Black Sabbath haben mit Drop-D-Stimmungen experimentiert, um ihren Songs mehr Tiefe und Gewicht zu verleihen.
- Jazz und experimentelle Musik: Auch in der Jazz- und experimentellen Musikszene haben Bordunsaiten ihren Platz gefunden. Gitarristen wie Bill Frisell nutzen offene Stimmungen und Borduntöne, um atmosphärische und texturreiche Klanglandschaften zu schaffen.
Übung und Entwicklung der Bordunsaiten-Technik
Wie bei allen fortgeschrittenen Gitarrentechniken erfordert auch das Spiel mit Bordunsaiten gezieltes Üben und ein gutes Verständnis der instrumentalen Möglichkeiten. Hier sind einige Übungen, die Gitarristen helfen können, diese Technik zu meistern:
- Stimmen und Skalen: Beginnen Sie mit offenen Stimmungen und üben Sie einfache Skalen und Akkordfolgen. Experimentieren Sie mit verschiedenen Borduntönen und hören Sie, wie sie die Harmonie und den Klang verändern.
- Fingerpicking-Muster: Entwickeln Sie Fingerpicking-Muster, die eine konstante Bordunsaite beinhalten. Versuchen Sie, die Bordunsaite mit dem Daumen zu spielen, während die anderen Finger die Melodie spielen.
- Improvisation: Improvisieren Sie über einen festen Bordunton. Dies hilft, ein Gefühl für die Harmonie und die Möglichkeiten der Bordunsaiten zu entwickeln.
- Komposition: Versuchen Sie, eigene Stücke zu komponieren, die Bordunsaiten nutzen. Experimentieren Sie mit verschiedenen Stimmungen und Techniken, um einzigartige Klanglandschaften zu schaffen.
Herausforderungen und häufige Fehler
Die Verwendung von Bordunsaiten kann einige Herausforderungen mit sich bringen. Hier sind einige häufige Probleme und Tipps, wie man diese überwinden kann:
- Intonation: Die Intonation kann bei offenen Stimmungen und Bordunsaiten schwierig sein. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass die Gitarre gut gestimmt ist und die Saiten sauber gegriffen werden, um ungewollte Schwebungen zu vermeiden.
- Gleichmäßigkeit: Eine der Herausforderungen beim Spielen von Bordunsaiten ist die gleichmäßige Lautstärke und Klangqualität der Bordunsaite im Vergleich zu den melodischen Linien. Es erfordert Übung und Kontrolle, um die Bordunsaite gleichmäßig und klar zu spielen.
- Klangfülle: Es kann schwierig sein, eine ausreichende Klangfülle zu erreichen, insbesondere wenn die Bordunsaite nicht stark genug angeschlagen wird. Die richtige Anschlagtechnik und das Verständnis der Dynamik sind hier entscheidend.
Erweiterte Techniken und kreative Anwendungen
Für fortgeschrittene Gitarristen gibt es zahlreiche erweiterte Techniken, um das Potenzial der Bordunsaiten voll auszuschöpfen:
- Polyrhythmik: Experimentieren Sie mit polyrhythmischen Mustern, bei denen die Bordunsaite in einem anderen Rhythmus als die Melodie gespielt wird. Dies kann zu komplexen und interessanten rhythmischen Strukturen führen.
- Effekte und Klangbearbeitung: Verwenden Sie Effekte wie Reverb, Delay und Chorus, um die Bordunsaiten zu verstärken und reichhaltigere Klanglandschaften zu schaffen.
- Perkussive Techniken: Integrieren Sie perkussive Anschlagstechniken, um zusätzliche rhythmische Elemente in Ihre Bordunmuster einzubauen.
Berühmte Gitarristen und ihre Nutzung von Bordunsaiten
Viele bekannte Gitarristen haben Bordunsaiten in ihren Spielstil integriert und damit einzigartige und einflussreiche Musik geschaffen. Hier sind einige Beispiele:
- John Renbourn: Ein Pionier des Fingerstyle-Gitarrenspiels im Folk-Genre, der Bordunsaiten häufig in seinen Arrangements und Kompositionen verwendet hat.
- Doc Watson: Ein einflussreicher amerikanischer Folk-Gitarrist, der für seine meisterhafte Technik und den Einsatz von Bordunsaiten bekannt war.
- Bill Frisell: Ein innovativer Jazz-Gitarrist, der Bordunsaiten und offene Stimmungen nutzt, um atmosphärische und texturreiche Klanglandschaften zu schaffen.
- Debashish Bhattacharya: Ein indischer Slide-Gitarrist, der Bordunsaiten in die indische klassische Musik integriert und damit einen einzigartigen Stil entwickelt hat.
Fazit: Bordunsaiten
Bordunsaiten sind eine kraftvolle Technik, die Gitarristen eine Vielzahl von klanglichen und musikalischen Möglichkeiten bietet. Durch die Schaffung einer tiefen, resonanten Basis können Bordunsaiten das Klangspektrum eines Stückes erweitern und eine reichhaltige, harmonische Grundlage schaffen. Ob in traditionellen Musikstilen wie Folk und indischer Musik oder in modernen Genres wie Rock, Metal und Jazz – die Technik des Bordunsaite-Spiels bietet eine faszinierende und lohnende Herausforderung für Gitarristen aller Spielniveaus. Mit Geduld, Übung und Kreativität können Gitarristen die Möglichkeiten der Bordunsaiten voll ausschöpfen und ihre Musik auf ein neues Niveau heben.
- Gitarren Lexikon Online A-Z
- Gitarre***
- Akustische-Gitarre***
- E-Gitarre***
- Konzert-Gitarre***
- Western-Gitarre***
- 12-saitige-Gitarre***